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View Full Version : Das Fernsehen feiert 80. Geburtstag



umbra
23-03-15, 19:51
Vor 80 Jahren, am 22. März 1935, begann im Berliner Haus des Rundfunks das erste regelmäßige offentliche Fernsehprogramm der Welt. Dreimal in der Woche, jeweils zwischen 20.30 und 22 Uhr, kam eine Mischung aus Live-Programm vom Studio und Filmausschnitten zur Ausstrahlung. Anders als heute konnte die Mehrzahl der Zuschauer das Programm nur in den so genannten „Fernsehstuben“ verfolgen.

Den ersten regelmäßigen Ausstrahlungen gingen technische Versuche elektronischer und mechanischer Art voraus, bevor auf der achten „Großen Deutschen Funkausstellung“ 1931 die Elektronik als Sieger hervorging. Danach folgten die ersten Übertragungen mit Ton im Jahr 1932 und die Einrichtung der „Fernsehstuben“ 1934.

Die Olympischen Spiele 1936 wurden zum ersten Highlight in der Geschichte des Fernsehens. Aus dem Olympiastadion in Berlin kamen die Wettkämpfe live in die „Fernsehstuben“. Ebenfalls 1936 begannen die regelmäßigen TV-Übertragungen in England und Frankreich. Die USA folgten 1939, während es in Japan bis dahin nur Versuchssendungen gab.

Bedingt durch den Krieg wurde es um das Fernsehen stiller. Im Jahr 1950 gab es vom NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) aus Hamburg nach langer Abstinenz wieder erste Fernsehbilder. Auf der „Fernsehstraße“ der Industrieausstellung in Berlin stellten zwolf Firmen 40 unterschiedliche Fernsehgeräte vor. Am 25. Dezember 1952 war es dann soweit: Ansagerin Irene Koss kundigte als erste Sendung des ständigen Programms ein Fernsehspiel an. Nur rund ein halbes Jahr später begann mit der Übertragung der Kronungsfeierlichkeiten von Konigin Elizabeth II. von England das Zeitalter der internationalen Fernseh-Direktubertragung. Ein Jahr später folgte mit der Übertragung des Endspiels der Fußball-Weltmeisterschaft aus Bern 1954 ein weiteres Highlight der internationalen TV-Geschichte.

Von da an machten sowohl die Technik als auch die Zuschauerzahlen beeindruckende Sprunge: 1954 wurden Kabel-Fernbedienungen eingefuhrt und 1956 konnte schon eine halbe Million Zuschauer das Programm verfolgen. Die Halbleitertechnik loste Schritt fur Schritt die Rohre als maßgebliches Bauelement ab. Im Jahr 1955 waren rund 200.000 TV-Geräte in Deutschland angemeldet, 1957 wurde die Millionengrenze uberschritten. 1958 fiel der Beschluss fur ein zweites Fernsehprogramm. Das Bundesverfassungsgericht lehnte im Februar 1961 ein bundeseigenes Fernsehen als verfassungswidrig ab.

Ab dem 1. Juli 1962 ermoglichte der Satellit „Telestar“ den direkten Programmaustausch uber den Atlantik. Das Jahr 1963 kann gleich mit zwei historischen Daten aufwarten: der Patentierung des PAL-Farbfernsehens von Prof. Walter Bruch und dem Sendebeginn des ZDF am 1. April. Zehn Millionen Geräte waren 1964 angemeldet. Im selben Jahr ubertrug die Sonde Ranger VII 16 Minuten lang Bilder vom Mond. 1965 folgten von der Sonde „Mariner IV“ Bilder vom Mars. Auf der 25. Großen Deutschen Funkausstellung schließlich startete Willy Brandt am 25. August 1967 das Zeitalter des Farbfernsehens in Westdeutschland.

Das Bildseitenverhältnis, das bis dahin 5:4 betrug, wurde 1970 auf 4:3 geändert und die Bildrohren brachten es auf damals beachtliche 66 cm Diagonale. Im gleichen Jahr begrundete ein Patent zweier Schweizer Physiker die Nutzung der Flussigkristalltechnik fur LC-Displays (LC = Liquid Cristal = Flussigkristall). 1973 wurden in Japan erste LC-Displays vorgestellt. In Deutschland kam der erste TV-Portable auf den Markt. 1975 bekamen die TV-Geräte serienmäßig eine Fernbedienung und 1977 wurde der Videotext von ARD und ZDF eingefuhrt. 1979 einigten sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer auf gemeinsame Kabelfernseh-Pilotprojekte als alternative Verbreitungsmoglichkeit.

Ein zweiter Tonkanal erweiterte das Fernsehen fur Stereoklang oder fur Übertragungen in zwei Sprachen. Am 1. Januar 1984 startete in Ludwigshafen das erste Kabel-Pilotprojekt. Zeitgleich mit dem Kabel-Pilotprojekt starteten auch die ersten privaten Programme SAT.1 und RTL plus. Im März 1985 wurde in Luxemburg die Société Européenne des Satellites (SES) gegrundet und die Industrie präsentierte die ersten Geräte fur den direkten Empfang von Satelliten-Fernsehen. In diesem Jahr sind 23 Millionen Geräte angemeldet. Am 11.12. 1988 wurde mit einer Ariane-Rakete von der Basis Kourou in Franzosisch-Guyana der erste privat finanzierte Fernseh-Satellit in Europa, der "Astra 1A" der Luxemburger Société Européenne des Satellites SES, in den Orbit befordert. Seine Position: 19,2 Grad Ost. Der Sendebetrieb wurde am 5.2.1989 aufgenommen. 1988 wurden erstmals mehr als vier Millionen Fernsehgeräte pro Jahr abgesetzt, 1989 mehr als funf Millionen.

Seit dem 1. Januar 1990 gilt der Videotext als Regelbetrieb. 27 Millionen TV-Geräte waren zu dieser Zeit angemeldet. Am 2. November 1990 wurde die „Nationale HDTV-Plattform Deutschland“ gegrundet – mit dem Ziel, die Einfuhrung des hoch auflosenden Fernsehens zu koordinieren. Das Hochzeilen-Fernsehen blieb jedoch vorerst ein Zukunftsprojekt, weil die hierfur vorgesehenen analogen Standards am Vorabend der Digital-Ära schon nicht mehr in die technische Landschaft passten. In „Deutsche TV-Plattform“ umbenannt, blieb das Gremium jedoch bestehen, entwickelte sich zu einem offenen Forum fur die technische Fortentwicklung des Mediums und feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Im Jahr 1991 wurden die ersten TV-Geräte im Breitbildformat 16:9 vorgestellt.

Am 10. September 1993 unterzeichneten Sendeanstalten, die Geräteindustrie, Netzbetreiber und Verwaltungen ein Memorandum of Understanding zur Begrundung des europäischen DVB-Projekts (DVB = Digital Video Broadcasting). Der unter Leitung dieser Organisation entwickelte technische Standard fur digitales Fernsehen wurde 1995 fur die ersten Ausstrahlungen verwendet. Mittlerweile ist er weltweit fur die Übertragungswege Satellit, Kabel und terrestrisch im Einsatz.

Die Digitalisierung ebnete auch den Weg zum hoch auflosenden Fernsehen mit seiner im Vergleich zu Standard-TV rund funfmal hoheren Auflosung. HDTV bietet eine deutlich hohere Bild- und Detailschärfe. Die Olympischen Winterspiele 2010 waren der Auftakt des HDTV-Regelbetriebs der offentlich-rechtlichen Sender in Deutschland. Einige private Sender starteten ihre HDTV-Übertragung bereits 2009.

Das Fernsehgerät entwickelt sich seit Mitte der 90er Jahre immer mehr auch zum Multimedia-Talent. Ob der Zugang zum Internet oder die Anbindung an die Heimvernetzung, ob der integrierte Festplattenrecorder zum unkomplizierten, zeitversetzten Aufzeichnen und Anschauen oder der integrierte Medienplayer, mit dem beispielsweise die Diashow eindrucksvoll am Fernsehgerät abläuft: Das TV-Gerät kann längst mehr als nur die herkommlich gesendeten Programme empfangen und wiedergeben. Smart TV, TV-Geräte mit Internetanschluss und den damit sich erschließenden Zusatzfunktionen, liegen stark im Trend. 57 Prozent aller 2014 in Deutschland verkauften Fernseher sind Smart TVs.

Die gute alte Fernbedienung kommt mit den vielen neuen Funktionen der jungsten Smart-TV-Generation an ihre Grenzen. Deshalb arbeiten alle großen Hersteller an neuen Bedienkonzepten. So gibt es beispielsweise Infrarot-Fernbedienungen, die auf ihrer Ruckseite eine Tastatur fur die Texteingabe haben, oder auf ihrer Frontseite ein Touchpad fur Finger-Wischbewegungen. Manche Infrarotsender funktionieren auch wie ein Zeigegerät: Werden sie entsprechend bewegt, steuern sie einen Cursor auf dem Bildschirm.

Die jungsten Fernsehgeräte konnen auch freie Gesten wie zum Beispiel Handbewegungen erkennen und interpretieren. Auch die Spracherkennung, eine andere moderne Methode zur Gerätesteuerung, arbeitet immer differenzierter. Noch vor einem Jahr galten TV-Modelle, die spezielle verbale Kommandos erkennen konnten, als State of the Art. Inzwischen hat sich der Wortschatz der Spracherkennung deutlich erweitert. Einige Geräte konnen sogar frei gesprochene Sätze erkennen. Auch Apps auf Smarthones oder Tablets ubernehmen immer ofter die Rolle der Fernbedienung. Sie konnen zum Beispiel elektronsiche Programmfuhrer auf die mobilen Schirme holen und durch bloßes Antippen einer Wunschsendung Festplatten-Aufnahmen programmieren. Das funktioniert sogar unterwegs. Mobile Geräte werden auch als „Second Screen“ immer beliebter. So zeigen sie ergänzende Informationen zu laufenden TV-Sendungen oder "streamen" das Programm auf ihren Bildschirm.

Heute haben rund 97 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Fernsehgerät, viele davon sogar zwei oder mehr. Dies entspricht mehr als 75 Millionen TV-Geräten. Fur das laufende Jahr 2015 wird ein Absatz von mehr als acht Millionen Fernseh-Geräten in Deutschland erwartet.

Die Bundesburger sehen pro Tag rund 240 Minuten fern. Der Fernseher ist und bleibt das Hauptmedium im Wohnzimmer. Seit mehreren Jahren geht dabei der Trend zu großeren Bilddiagonalen: Im Jahr 2014 stellten Geräte mit Bildschirmen von 37 Zoll (94 cm) und großer mit knapp 3,6 Milliarden Euro und entsprechend knapp 80 Prozent den großten Umsatzanteil im deutschen Markt. Die durchschnittliche Bildschirmgroße der in Deutschland 2014 verkauften TV-Geräte beträgt 40 Zoll (102 cm).

Moderne TV-Geräte mit ihren großen, flachen Bildern haben die Rohrengeräte verdrängt. Sie bringen heute ein vollig neues Fernseherlebnis ins Wohnzimmer und sorgen so dafur, dass das Medium Fernsehen die beliebteste Freizeitbeschäftigung bleibt. Die jungste Generation der Fernsehgeräte tritt mit elegant geschwungenen Bildflächen an – und setzt mit dieser Silhouette ganz neue Design-Akzente. Dazu kommen Großbildschirme mit dem ultrabreiten Seitenverhältnis von 21:9, das ungefähr dem Cinemascope-Kinoformat entspricht. Auch die neue Bildschirm-Qualitätsklasse Ultra HD spielt bereits eine bedeutende Rolle. Ultra-HD-Geräte vereinen mehr als acht Millionen Pixel auf ihrer Bildfläche und bieten somit die vierfache Auflosung herkommlicher HDTV-Modelle. Die nuchternen Zahlen stehen fur ein ganz neues, uberwältigendes Schärfe-Potenzial dieser Gerätegeneration.

Neue Techniken und Erlebniswelten rund um das Fernsehen stehen entsprechend auch in diesem Jahr auf der IFA im Fokus. Die IFA, die bedeutendste Messe fur Consumer Electronics und Home Appliances und wichtigster internationaler Treffpunkt der Branche, findet von 4. bis 9. September 2015 zum 55. Mal statt – 91 Jahre nach ihrer Premiere im Jahr 1924. www.gfu.de (http://www.gfu.de)

Quelle. Satellifax